Russland Postzensur 1914 - 1917
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Nach vielen Karten zeige ich nun mal wieder einen Brief. Dieser wurde Ende Dezember 1914 in Taschkent aufgegeben und lief dann nach Frankreich.
Zu den Zensurstempeln: Der Ovalstempel ist ähnlich dem Typ 1. Speeckaert gibt ihn in der Farbe blau vom Januar 1915 an. Der Unterschied ist jedoch, das hier das innere Oval dünn und das äußere dick ist - also genau umgekehrt. Außerdem ist das 'D' hier schlanker und das 'Z' hat eine etwas andere Schriftart. Der Zweizeiler Geöffnet Militär - Zensur. ist gar nicht gelistet.
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Der nächste Brief ist vom Juni 1915 und wurde in Bobruisk zur Post gegeben. Wahrscheinlich wurde er dort auch geprüft worden sein. Zensurstempel sind die Typen 19 (Rahmenstempel) und 19A von Minsk. Laut Alexander Epstein prüfte der Zensor S.D. Wolkow zumindest bis Januar 1915 in Gomel. Möglicherweise wurde er nach Bobruisk versetzt.
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Nach einem Hinweis muss ich sagen, das die beiden roten Stempel auf dem Brief aus Taschkent im Speeckaert unter KOKAND Typ 1 und Typ 2 gelistet sind. Die sehr seltenen Stempel sind dort aber nur aus dem Oktober 1914 bekannt.
Zudem bezweifle ich, das die Stempel zu Kokand gehören. Mir ist ein ähnlich Brief bekannt, welcher ebenfalls aus Taschkent ist. Einen Hinweis auf Kokand gibt es jedenfalls nicht.
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Schon einmal konnte ich eine Postkarte mit handschriftlichem Vermerk der Zensur zeigen. Heute kommt ein Brief hinzu. Der per Bahnpost WINDAU * 234 * N.[OWO]SOKOLNIKI (beim Kennbuchstaben bin ich mir nicht sicher) beförderte Brief trägt den handschriftlichen Vermerk Pskow. - Militärzensur. Nowo-Sokolniki liegt im Gebiet Pleskau. Der Brief ist also am Empfangsort geprüft worden. Eine genaue Ortsangabe gibt es nicht. Empfänger war ein gewisser Snikwald, Soldat bei der aktiven Armee. Ein solcher Stempel befindet sich auf der Rückseite.
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Der nächste Brief hat eine sehr frühe Zensur. Er lief am 16.9.1914 von Schawli (Schaulen) nach Riga. Höchst wahrscheinlich, das hier auch die Prüfung durchgeführt wurde. Speeckaert hat jedoch keine Zensurstelle von dort eingetragen. Den einfachen Langstempel (hier: Geöffnet Militärzensur) gibt es auch mit Geprüft Militärzensur.
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Diese Karte an einen Kriegsgefangenen Russen in Cottbus wurde wohl in Achtyrka (gut ist der Stempel nicht zu lesen) aufgegeben. Dem entsprechend dürfte die Zensur in Charkow stattgefunden haben. Es wird dann wohl der Typ 3 sein. Allerdings sind die Maße hier etwas größer sowie die Farbe in blau statt rot. Zum Stempel schreibt Speeckaert aber: "Mehrere Stempel mit geringfügigen Unterschieden". In Deutschland lief die Karte offensichtlich zunächst über Saarbrücken. Ein etwas undeutlicher 'Kgl. Preu ... Inspektion Saarbrücken - A ... mlager f. Kriegsgefangene' ist zu sehen. Zu dem lief die Karte dann über die Prüfungsstelle des Gefangenenlagers in Cottbus.
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Ein Thema, das wir noch gar nicht hatten, sind Nebenstempel, die von der Zensur verwendet wurden bzw. die einen Hinweis zur Zensur geben.
Einen solchen Brief zeige ich heute. Er wurde am 19.8.1916 in Wladiwostok zur Post gegeben. Eine Zensurstelle gab es in Wladiwostok bereits unmittelbar nach Kriegsbeginn. Ob man hier nun nicht fähig war, den Text zu übersetzen oder ob dieser eventuell gar verdächtig war, kann man nur vermuten. Jedenfalls stempelte man den Brief mit "Петроград на цензуру." (Petrograd zur Zensur) ab. Es handelt sich um den Speeckaert Typ 13. Dort prüfte man den Brief ordnungsgemäß am 4.9. und setzte die Stempel Typ 15 (rückseitig) und Typ 27 auf den Umschlag und leitete den Brief dann nach Dänemark weiter.
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Eine Zensurstelle gab es in Wladiwostok bereits unmittelbar nach Kriegsbeginn. Ob man hier nun nicht fähig war, den Text zu übersetzen oder ob dieser eventuell gar verdächtig war, kann man nur vermuten.
Beides könnte der Fall gewesen sein. Die meisten Zensurstellen konnten nur das Standardspektrum bei den Fremdsprachen abdecken. Wenn für einen Text kein sprachkundiger Zensor vor Ort verfügbar war, wurden diese Sendungen an andere Zensurstellen weitergeleitet.
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Kriegsgefangenenkarte aus Dauria vom April 1915. Der Prüfer aus Irkutsk hat hier zwei Stempel hinterlassen. Zum einen den häufigen Stempel Typ 2. Dieser war rund drei Jahre im EInsatz. Als zweites der Stempel '3'. Bei dem Typ 6 ist Speeckaert selber nicht einmal sicher, ob es sich um eine '3' (drei) oder um ein 'З' (E) handelt, was ich verstehen kann, denn selbst hier lässt sich ein Unterschied nicht ausmachen. Tippen würde ich eher auf ein 'E'. Dieser Typ kommt selten vor.
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Es ist mir gelungen, mal wieder einen schönen, kleinen Posten an Land zu ziehen. Diesen werde ich in den nächsten Tagen mal zeigen.
Beginnen tue ich mit einer Ansichtskarte aus Kamenez Podolsk. Geprüft wurde hier im Militärbezirk Odessa. Der Zensurstempel ist der Typ 16, welchen Speeckaert mit 3 bewertet, was ich für okay halte. Diesen Typ gibt es mit zahlreichen Unterschieden wie z.B. unterschiedliche Rahmen, verschiedene Schriftarten, Stellung und Ausrichtung des O.B.O.. Ich hatte schon vor einiger Zeit damit begonnen, eine Liste zu erstellen, um die Unterschiede auch genauer festhalten zu können. Diese Liste ist jedoch mangels Material noch recht kurz.
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Zusätzlich zur zuletzt gezeigten Karte: Wie schon erwartet, verhält es sich ähnlich wie im Militärbezirk Minsk. Es gab in vielen Städten somit eine Zensurstelle. In diesem Fall hat die Prüfung direkt in Kamenez Podolsk stattgefunden. Alexander Epstein schreibt im russischen Forum über eine Liste der Städte, welche zum Militärbezirk Odessa gehören ("Почтовые цельные вещи и почтовая история" № 19"). Vielleicht kennt northstar diesen Artikel?
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Die nächste Karte wurde in Smolensk geschrieben. Diese Stadt gehört zum Militärbezirk Minsk. Vermutlich wurde dort auch vom Zensor S.N. Vogel geprüft. Dieser war bis September 1915 in Minsk tätig, wurde dann nach Smolensk versetzt. Verwendet wurden die Zensurstempel Typen 21 und 21A sowie ein Datumsstempel. Im Anschluß lief die Karte über Petrograd nach Kopenhagen.
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Als nächstes zeige ich eine Karte aus Tobolsk. Trotz dem es sich hier um eine Kriegsgefangenensendung handelt, wurde die Karte mit 4 Kop. freigemacht. Nach erfoglter Prüfung in Omsk lief die Karte dann nach Iserlohn.
Der hier in rot verwendete Zensurstempel Typ 16 ist bei Speeckaert erst ab Juni 1916 und dann auch nur in lila und blau bekannt. Der Prüfer war P.M. Kukne.
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