Hallo zusammen,
ich kann heute einen ungewöhnlichen Francobrief aus Kellinghusen (Hzgtm. Holstein) nach Gelting (Hzgtm. Schleswig aus dem Jahr 1851 zeigen.
Zunächst einmal zum geschichtlichen Hintergrund. Nach der Inthronisation König Frederik VII wurde im Zuge der Verfassungsreform in Dänemark der Versuch unternommen, das bis dato eigenständige Herzogtum Schleswig an das Königreich Dänemark anzuschliessen.
Dies führte in Schleswig-Holstein zu einem Aufstand der Deutschnationalen, die den Anschluss des Herzogtums Schleswig (zusammen mit dem bereits dem Deutschen Bund angehörenden Herzogtum Holstein) an das Deutsche Reich forderten. Die Aufständischen führten in Schleswig-Holstein eine bürgerlich demokratische Verfassung ein und kämpften mit eigenen Truppen gegen die Dänische Armee. Zunächst wurden sie hierbei von den Preussen unterstützt, dann aber durch den preussischen Separatfrieden mit Dänemark verraten und im Stich gelassen.
Nach der Niederlage von Idstedt und dem Desaster von Friedrichstadt brach der AUfstand zusammen. Schleswig war bereits wieder unter dänischer Herrschaft und Holstein wurde von preussischen und österreichischen Truppen besetzt. Am 1.April 1851 wurde die schleswig-holsteinische Armee aufgelöst.
Die Londoner Protokolle vom 2. August 1850 und 8. Mai 1852 besiegelten die Rückkehr der Herzogtümer unter dänische Herrsschaft.
Genau in diese Zeit fällt mein Brief, den ein J. D. Thiele am 21. Oktober 1851 an den Baron von Hobe auf Gut Gelting schrieb.
Der Franco-Brief wurde mit2 Sch. Crt. austaxiert und wurde dem dem 1 1/2 Kreisstempel Kellinghusen 21.10.1851 gestempelt. Adressiert wurde der Brief nach Schleswig. Der Ort "zu Schleswig" wurde (vermutlich in Schleswig) gestrichen und durch den handschriftlichen Vermerk mit dem Rundhofer Boten ersetzt.
Gut Rundhof liegt wie Gut Gelting in Angeln und gehörten zum Verwaltungsdistrikt "Kappelerharde" Während auf Gelting die Barone von Hobe sassen (und immer noch wohnen), residierte (und wohnt immer noch) das schleswig-holsteinische Uradelsgeschlecht von Rumohr.
Eigentlich durfte es dort gar keine Landpostverbindung geben, denn: "Alles Gute brachten uns die Preussen"
Ole Maintz und Kurt Hansen haben in ihrem Buch "Lokal- og distriktsforsendelser i provinsen i 1800-tallet" die frühen Landpostverbindungen im Königreich Dänemark beschrieben. Natürlich gab es so etwas auch in den Herzogtümern vor 1864, es wurde nur nie erforscht, denn: "Alles Gute brachten uns die Preussen"
Vermutlich handelte es sich um einen Botendienst, den die Familie Rumohr zum Postkontor Schleswig unterhielt. Der Brief an den Baron von Hobe zeigt, dass auch andere diesen Dienst nutzen konnten (sicher gegen Bezahlung). Aus dem Königreich Dänemark sind einzelne Botenverträge aus Archiven bekannt, in Schleswig-Holstein würde sich da ein weites Forschungsgebiet auftun, aber wen interessiert schon die Zeit der dänischen Herrschaft. Da sassen unsere Altvorderen vermutlich noch auf den Bäumen.
Viele Grüße
DKKW