LAUPHEIM/BIBERACH - Der Geruch von Heu steigt dem Besucher der Biberacher Stadthalle am Samstagmorgen in die Nase. 18 Hasen verschiedener Rassen warten im Vorraum des Karl-Liebherr-Saals auf Gäste. Geladen haben die Vereinigten Briefmarkensammler Biberach/Laupheim in Kooperation mit den Kleintierzüchtern Biberach.
Was auf den ersten Blick wie ein origineller Gag zur Vorosterzeit wirkt, hat einen fundierten Hintergrund. "Die Hasenartigen" hieß das Thema der diesjährigen Philatelie-Ausstellung, in der Professor Dr. Werner Wilk aus Laupertshausen Schätze aus seinem über 40-jährigen Sammlerleben zeigte. Zu den "Hasenartigen" erklärt Wilk, "gehören Hasen, Kaninchen und Pfeifhasen, die sich mit schrillen Pfiffen untereinander verständigen." Sie sehen sich zwar ähnlich, sind jedoch, wie Wilk betont, "nicht miteinander verwandt und können auch nicht untereinander gekreuzt werden."
Ein kurzweiliger Rundgang zeigte Briefmarken und Postkarten mit Hasenmotiven aus aller Herren Länder, vor allem auch aus dem asiatischen Raum. "Der Hase," erklärt der Veterinär im Ruhestand, "gilt bei uns ja als ängstlich und feige. In Asien jedoch werden ihm die Eigenschaften schlau und gewitzt zugeschrieben und er ist eines der zwölf Tiere des chinesischen Kalenders. "Weltweit gibt es 700 Briefmarken mit Hasenmotiven", so der passionierte Sammler. Er selbst besitzt inzwischen 550 davon. Wenn wundert es da, dass der sachverständige Hasenfreund auf Nachfrage bestätigt: "Ja, ich bin zufälligerweise auch in einem Jahr des Hasen geboren."
Erfreut über die gelungene Kooperation mit den Kleintierzüchtern zeigt sich auch Gabriel Böck, Vorsitzender der Vereinigten Briefmarkensammler."Wir möchten den jährlichen Großtauschtag mit einem thematischen Schwerpunkt für ein größeres Publikum interessanter machen."
Nachwuchs fehlt
70 Mitglieder zählt der Verein derzeit, doch Böck macht keinen Hehl daraus, dass der Nachwuchs ein schwieriges Thema darstellt. In Laupheim jedoch gibt es eine Jugendgruppe mit immerhin knapp 20 Teilnehmern im Alter von sechs bis 18 Jahren, wie der stellvertretende Vorsitzende Erwin Emmenlauer zu berichten weiß. Er hat bereits als 13-Jähriger die Sammlung seines Vaters übernommen und komplettiert. "Über Jahre hin habe ich nur gekauft und gelagert", beschreibt er seine Sammlerkarriere. "Seit der Pensionierung habe ich endlich die Zeit, um mein Hobby intensiver zu betreiben." Das Briefmarkensammeln ist eine Wissenschaft für sich. Mit Stempel oder ohne, portogerecht oder überfrankiert, "echt gelaufen", das heißt mit der Post versandt, oder "postfrisch". Kleine Details entscheiden über den Wert. Dicke Kataloge werden gewälzt, um diesen präzise festzustellen. "Es sind schon einige Marken hier im Raum die mehr als 1000 Euro kosten", bestätigt Gabriel Böck.
Und sein Laupheimer Kollege Erwin Emmenlauer präsentiert stolz sein Glanzstück, eine Vaduzer Briefmarke aus der ersten Liechtensteiner Briefmarkenausstellung, mit derzeitigem Wert um 2500 Euro. Doch nicht nur materielle Werte zählen. Komplette abgeschlossene Briefmarkensätze erfreuen das Herz eines Sammlers. "Wenn man etwas lange sucht und dann findet, dann ist man glücklich", weiß Dr. Hansjörg Bräuninger aus eigener Erfahrung zu berichten.
Dieses Glück wurde Peter Spieß aus Ochsenhausen schon zuteil. Als begeisterter "Wielandsammler" hat er alle fünf Briefmarken, die in BRD und DDR jemals mit Wielands Konterfei erschienen sind. Auch die dazugehörigen Stempel sind interessant. "1983 gab es zum 250. Geburtstag von Wieland einen Stempel", hört man fachsimpeln, "vielleicht wird ja im Wielandjahr 2008 wieder ein neuer Wielandstempel herausgegeben."
ZitatQuelle / Artikel: http://www.szon.de/lokales/laupheim/region/200604110111.html