Hallo Allerseits,
Soweit ich bisher gelernt und verinnerlicht habe, dann man bei den frühren DDR-Ausgaben (vor Einführung der Form-Nr.) an Hand der Zähnung der Bogenränder die Druckform unterscheiden bzw. identifizieren. Je nachdem welche Ränder durchgezähnt oder nicht durchgezähnt sind, kann einem Bogen eine "Himmelsrichtung" (Nord/Ost, Nord/West, Süd/Ost oder Süd/West) zugeordnet werden.
Bisher hat dies auch immer geklappt. Nun bin ich eher durch Zufall auf folgende Mekwürdigkeit bei zwei NW-Bögen der MiNr. 528 gestoßen, die mich daran etwas zweifeln lassen: Und zwar sind die Positionen der Bogenrandsignaturen (Reihenwertzähler (oben, links), Druckvermerk und Reihenzähler (unten)) in Relation zu den Markenbildern unterschiedlich. Aufgefallen ist mir die zuerst bei den Reihenzählern am unteren Bogenrand: z.B. steht die "2" bei einem Bogen unter IGL und bei dem anderen Bogen unter LER von EIGLER. Auch die Reihenwertzähler sind nicht an der gleichen Stelle. Teilweise weichen die Positionen der Bogenrandsignaturen zwischen den beiden Bögen um 1,1mm voneinander ab. Auch sind bei dem einen Bogen im rechten Bogenrand schräge Striche zu vorhanden, die bei dem anderen Bogen nicht vorhanden sind, obwohl dessen Rand dort wesentlich breiter ist.
Die Bogenrandsignaturen beider Bögen zeigen noch weitere Abweichungen/Unterschiede:
- Bei den linken Reihenwertzählern 0,90, 0,80, 0,70 ist bei beiden Bögen jeweils die rechte 0 auf der rechten Seite "abgeschliffen". Bei einem der Bögen ist dies auch bei der 0,10 der Fall, bei dem anderen Bogen jedoch nicht. Alle anderen linken RWZ sind nicht beschädigt.
- Bei den oberen RWZ ist bei einem Bogen das Komma bei der 2,- verkürzt. Bei dem anderen Bogen ist das Komma normal lang.
- Die Lizenznummer im Druckvermerk ist bei beiden Bögen unterschiedlich groß: 9,2mm x 2,75mm bzw. 8,7mm x 2,6mm.
Damit man sich ein "Bild" davon machen kann, habe ich mal einen Auschnitt beider Bögen mit einem Grafikprogramm transparent übereinandergelegt. Und zwar so, dass die Markenbilder der Bögen Deckungsgleich übereinander liegen. Den einen Bogen habe ich rot eingefärbt und den anderen im originalen Grünton gelassen. Das Ergebnis seht ihr im angehängten Bild. Das zweite Bild zeigt die oben erwähnten Unterschiede der Bogenrandsignaturen.
Und jetzt die spannende Frage: Was ist der Grund dafür?
Das bei der Anordnung der Bogenrandsignaturen nicht auf eine exakte Ausrichtung/Anordnung Wert gelegt wurde sieht man auch bei anderen Marken. Aber Unterschiede bei zwei Bögen mit der gleichen Zähnung?
Mir wollen momentan nur folgende Vermutungen dafür einfallen:
a) Während der Herstellungsphase ist eine neue Druckform erstellt worden (Verschleiß, Beschädigung der ursprünglichen Form oder man hatte für eine Nachauflage das Original nicht mehr?). Bei der Herstellung der neuen Form ist zwar auf eine exakte Anordnung der Markenbilder zueinander geachtet worden. Die Bogenrandsignaturen sind aber nur Pi-mal-Daumen angesetzt worden.
b) Die Druckbogen sind unterschiedlich Perforiert worden. Entweder gab es mehrere Perforationmaschinen mit unterschiedlichen Zähnungskämmen die verwendet wurden oder die Druckbogen wurden unterschiedliche in die gleiche Maschine eingelegt (180° gedreht).
c) Man hat für eine Nachauflage die originale Druckform noch mal dem Archiv geholt aber falsch herum eingebaut (180° gedreht), so dass die Form die vorher rechts oben war nun kopfstehend links unten ist. Aber ob das so überhaupt technisch möglich war?
Hier muss ich leider passen ob dies überhaupt möglich ist, da ich die eingesetzte Technik (Maschinen) nicht kenne. Waren Druck, Zuschneiden und Perforieren in einer Maschine integriert? Wie sah die Anordnung der Formen auf dem Druckzylinder aus? etc.
Kennt sich einer der DDR-Spezialisten mit den Drucktechniken der frühren DDR-Jahre aus und könnte mir hier weiter helfen? (siehe b und c)
Oder weiß einer was darüber, ober Druckformen wegen Verschleiß/Beschädigung etc. neu erstellt wurden (siehe a)? Vielleicht nicht unbedingt bei der 528 aber möglicherweise bei eine anderen Marke?
Gruß Jens
ps. Ups, jetzt ist doch fast ein halber Roman geworden Ich haffe es hält der eine oder andere bis zum Ende meines Ergusses durch...