Hallo,
um einmal einen Brief der ganz besonderen Art hier vorzustellen, den eine schöne 12 Kr. rot ziert, zeige ich mal einen aus Speyer vom 17.8.1860.
Er lief nach Lüttich in Belgien, wofür es zwei Tarife nach dem Vertrag vom 1.4.1852 gab: Aus dem rechtsrheinischen Bayern (über 20 Meilen bis Belgien) in die Provinzen Limburg, Lüttich und Luxemburg kostete ein Brief, der maximal 1 Loth wiegen durfte, 13 Kr., in die anderen Provinzen Belgiens 16 Kr..
Aus der Pfalz kosteten diese Briefe 3 Kr. weniger, was nicht zwangsläufig mit der Postvereinsentfernung bis 20 und über 20 Meilen korrespondierte.
Diese Gebühren ergaben sich, weil Preußen, welches den Vertrag ausgehandelt hatte, ein Weiterfranko von 10 Centimes = 1 Sgr. (= gerundet auf 4 Kr.) für den 1. Rayon und ein Weiterfranko von 20 Centimes = 2 Sgr. (= 7 Kr.) für den 2. belgischen Rayon ausgehandelt hatte.
Dass diese doch recht einfachen Maßgaben für Probleme sorgen könnten, kann man sich kaum vorstellen, doch in der Realität kamen sie recht häufig vor.
Der Speyerer Postbedienstete klebte also zunächst 13 Kr. auf den Brief, und zwar die beiden oberen Marken. Entweder dachte er, dass es aus der Pfalz (6 Kr.) in den 2. belgischen Rayon (7 Kr.) genau 13 Kr. kostete, oder er nahm an, dass Speyer doch über 20 Meilen von der belgischen Grenze entfernt lag, und somit der Postvereinssatz 9 Kr. betragen müsste, die mit den 4 Kr. für Belgiens 1. Rayon auch 13 Kr. ergaben.
Die Notation des Weiterfranko von 2 wf dürfte eher später von preußischer Hand vorgenommen worden sein.
Doch ließ unseren wackeren Postler der Brief nicht ruhen, sondern er klebte noch sicherheitshalber eine 3 Kr. Marke unten drauf, so dass es jetzt 16 Kr. waren, die richtig sein mussten. 9 Kr. für den Postverein und 7 Kr. für den 2. Rayon in Belgien. Da ihm das etwas spät eingefallen war, und er wohl seinen Mühlradstempel nicht mehr bei der Hand hatte, strich er die Marke einfach durch und sorgte so für einen Hingucker unter den Bayern - Sammlern heute.
In der Mathematik ergibt bekanntlich minus mal minus = plus. In der Zentrale der Speyerer Post aber nicht, denn der Absender hatte so statt 6 plus 4 immerhin 9 plus 7 Kreuzer bezahlt.
In der Postgeschichte gilt wieder der mathematische Spruch, denn wenn er normal frankiert worden wäre, hätten wir weder eine seltene Dreifarbenfrankatur, noch eine einmalige Mischentwertung nach Belgien.
Liebe Grüsse von bayern klassisch