Hallo Gemeinde,
weil viele Neusammler hier im Forum auch mal etwas über eine Marke der Erstausgabe wissen und sehen wollen, fange ich mal an mit dem Zeigen und Erklären der braun - rothen 6 Kr. vom 1.11.1849.
Ich werde sukzessive ein paar kleine Briefchen vorstellen, damit man sich mit ihren Verwendungsmöglichkeiten vertraut machen kann.
Bayern war von der Aufgabepost her gesehen in 2 Teile aufgeteilt worden: Bis 12 Meilen (90 km) und über 12 Meilen bzw. von der Pfalz über den Rhein und umgekehrt.
Bis 12 Meilen kostete ein Brief bis 1 Loth 3 Kr., über 12 Meilen 6 Kr.. Briefe über 1 - 4 Loth (1 Loth = 15,625g) kosteten das Doppelte der obigen Gebühr. Damit war die maximale Frankatur in Marken auf 12 Kr. limitiert.
Der 1. Brief zeigt eine 4I aus Augsburg vom 5.5.1850 nach Nürnberg. Da die beiden Orte in direkter Linie über 12 Meilen voneinander entfernt lagen und noch immer liegen, muss der Brief bis 1 Loth inklusive gewogen haben.
(Ein kleiner Zusatz für die Numismatiker oder Postgeschichtler unter uns sei mir hierzu erlaubt: Wer glaubt oder nicht weiß, ob er einen authentischen Brief vor sich hat, und sich nicht sicher ist, ob er treffend frankiert ist oder war, kann ein 1 Gulden - Stück und ein 1/2 Gulden Stück auf die eine Seite einer Waage legen und den Brief auf die Gegenseite. Diese beiden Münzen entsprachen genau dem Gewicht eines Lothes! Ist die Waage pari, ist alles in Ordnung, ist der Brief jedoch schwerer ...)
Die Aufgabepost hatte die Marke(n) mit einem "X" zusätzlich zu dem Stempelabdruck zu entwerten. Hätte sie dies vergessen, hätte die Abgabepost in Nürnberg sie waagrecht durchstreichen müssen (sog. Kontrollstrich). Wir sehen also, dass alle Federzüge postalisch vorgeschrieben waren, auch wenn diese Vorschrift nicht immer umgesetzt wurde.
In längst vergangener Zeit und sogar noch heute, gibt es Zeitgenossen, die Federzüge chemisch entfernen (lassen).
Es bedarf eigentlich in einem Forum wie diesem keiner besonderen Erwähnung, dass das Entfernen einer postalischen Entwertung eine Verfälschung darstellt. Solche Marken gibt es zuhauf und der informierte Sammler lässt sie links liegen, da Fälschungen nichts in einer guten Sammlung zu suchen haben.
Erst mit der Ausgabe der Mühlradstempel zum 1.7.1850 geriet diese Vorschrift in Vergessenheit. Außer Kraft gesetzt wurde sie offiziell nie, aber das war vlt. auch nicht nötig.
Liebe Grüsse von bayern klassisch