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Betrogene beim Ausfüllen des Schadensformulars.
Mindestens 3,5 Milliarden Euro veruntreut. Werbung versprach eine „Anlage mit viel Gefühl“.
Madrid - „Ich bin ruiniert“, schluchzt die Rentnerin, die mit Hunderten von Verzweifelten vor der Zentrale des Investitionskonzerns „Forum Filatelico“ in der spanischen Hauptstadt Madrid wartet. „Alle meine Ersparnisse habe ich hier investiert.“ Wie viel Geld sie voraussichtlich verloren hat, weiß die Frau selber nicht. Nur so viel: „Es sind viele tausend Euro.“ Ein kleiner Schatz, den sich die 68-jährige Pensionärin jahrelang vom Munde abgespart hat - und den sie vermutlich nicht mehr wiedersehen wird.
Die ersten Ermittlungen der Finanzpolizei haben ergeben, dass die spanischen Investorgruppen „Forum Filatelico“ und „Afinsa“ mindestens 3,5 Milliarden Euro an Spargeldern veruntreut haben sollen. Die spanische Regierung sprach am Mittwoch von „massivem Betrug“. Möglicherweise ist es sogar der größte Anlagebetrug, der bisher in Spanien aufgeflogen ist. Die beiden Investitionshäuser hatten ihren rund 400 000 Kunden empfohlen, ihr Geld in Briefmarken, aber auch in Münzen und Kunstgegenständen anzulegen. Und sie lockten die Anleger mit einem überdurchschnittlichen jährlichen Garantiezins von sechs Prozent.
Das Geschäft lief jahrelang gut. Man investiere nicht in irgendein beliebiges Gut, köderte man die vor allem älteren Anleger, „sondern unsere Werte sind umgeben von vielen Gefühlen und alten Erinnerungen“. Bis die spanischen Finanzbehörden Verdacht schöpften, weil sie bei einer Betriebsprüfung nicht jene Werte fanden, in welche die milliardenschweren Spareinlagen angeblich investiert worden waren. Stattdessen stießen die Kontrolleure auf gigantische Löcher in der Kasse. Und sie kamen zu dem Schluss, dass die Investmentfirmen nicht in der Lage seien, den Großteil des Geldes wieder zurückzuzahlen.
Beide Investmenthäuser - die noch 2004 zusammen mehr als 1,3 Milliarden Euro umgesetzt haben sollen - seien pleite. Die Büros wurden versiegelt, die Konten gesperrt und neun Manager verhaftet. Was mit den Milliardengeldern geschehen ist, weiß man bisher nicht. Doch der Fund von zehn Millionen Euro in bar in der Villa eines der Beschuldigten lässt eine Ahnung aufkommen.
Die Chancen, dass die hunderttausenden spanischen Kleinsparer ihre Einlagen zurückerstattet bekommen, scheinen eher gering. Die Briefmarkenfonds bewegten sich in einer Investitionsnische, die weder durch staatliche Garantien noch durch den spanischen Sicherungsfonds der Banken abgedeckt ist.
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