Der Anlagebetrug zweier spanischer Briefmarken-Versandfirmen nimmt immer größere Dimensionen an. Inzwischen wird der Gesamtschaden auf mindestens eine Mrd. Euro geschätzt. Und der Skandal wirbt auch politischen Staub auf.
Der Anlagebetrug zweier spanischer Briefmarken-Versandfirmen nimmt immer größere Dimensionen an. Am Montagmorgen hatte die spanische Polizei die Büroräume der in Madrid ansässigen Firmen Afinsa und Fórum Filatélico wegen Verdachts auf Betrug, Geldwäsche und Bilanzfälschung beschlagnahmt und neun Personen festgenommen. Es wird vermutet, dass diese beiden eingesessenen Unternehmen seit geraumer Zeit nach dem Pyramidensystem rund 400 000 Anleger mit falschen Renditeversprechen gelockt haben. Wahrscheinlich sind auch deutsche Sammler davon betroffen.
Die von ihnen garantierten sechs Prozent Wertsteigerung pro Jahr bei verschiedenen Briefmarkensammlungen bezahlten sie mit dem Kapital neuer Anleger. Gestern wurde in den beschlagnahmten Kellerräumen von Afinsa Briefmarken-Druckmaschinen gefunden, was vermuten lässt, dass viele der Anlage-Produkte gefälscht wurden. „In jedem Fall wurden sie völlig über Wert verkauft. Die Briefmarken waren oft nur ein Bruchteil ihres Kaufpreises wert“, teilte die spanische Verbraucherorganisation OCU mit, die dieses Anlageangebot bereits seit zwei Jahren anprangert.
Eines der Unternehmen, Afinsa, besitzt neben einer börsennotierten Filiale in den USA über die Holding Auctencia auch das Aktionshaus Heinrich Köhler in Deutschland. „Ein eigentlich seriöses Haus“, wie es aus deutschen Branchenkreisen heißt. Rund 50 Kunden der Afinsa-Filiale in den USA haben bereits Kontakt mit Rechtsanwälten aufgenommen. Diese schätzen das allein in den USA Hunderte hinzukommen könnten, die einen Schadenersatz in Höhe von rund 100 Mill. Euro einfordern könnten. Die Aktien des an der Nasdaq notierten Unternehmens namens Escala sanken in den vergangenen Tagen im Sturzflug um mehr als 50 Prozent. Escala ist ein Auktionshaus für Briefmarken, das nach eigenen Angaben allein im September vergangenen Jahres Objekte im Wert von zehn Mill. Dollar verkauft hat.
Inzwischen wird der Gesamtschaden des Anlagebetrugs auf mindestens eine Mrd. Euro geschätzt. Die spanische Tageszeitung El País wie auch die Wirtschaftszeitung Expansión sprechen sogar von fünf Mrd. Euro. Die Polizei hat jedoch noch keine genauen Zahlen bekannt gegeben. Fórum Filatélico weist nach Angaben der Ermittler jedoch ein Defizit von über zwei Mrd. Euro auf und ist damit offiziell pleite. Das hinderte 1 800 Forum-Kunden nicht daran, mittels Unterschriftensammlung zu bekunden, dass sie immer ihre Rendite erhalten haben und an die Seriosität des Unternehmens glauben.
Derweil wirbelt der Skandal auch politischen Staub auf. Die Opposition forderte die sozialistische Regierung gestern auf, einen Garantiefonds einzurichten, um die Betrugs-Opfer zu entschädigen. Premier José Luis Zapatero lehnt das jedoch ab.
ZitatQuelle / Artikel: http://www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi…-sich-aus-.html