Mehr als drei Millionen Briefmarkensammler gibt es in Deutschland. 70 000 von ihnen sind in 1500 Vereinen organisiert. Damit hätte es der Bund Deutscher Philatelisten leichter als manche kleine Partei, bis zum 18. September die nötigen Unterschriften für vorgezogene Neuwahlen zusammenzubringen. Denn das Sammeln von Postwertzeichen ist Kult, finden auch die Mexikaner. Und so haben sie einem ihrer Nationalhelden ein philatelistisches Denkmal in Form einer fünfteiligen Serie von 6,50-Pesos Marken errichtet: Memín, einem Zeitungsverkäufer, der seit mehr als 40 Jahren in Groschenheften sein Leben fristet und es damit zu Ruhm und Anhängerschaft im größten Spanisch sprechenden Staat der Erde gebracht hat.
Allerdings hat Memín ein Problem: seine Physiognomie erinnert auffallend an Karikaturen, mit denen in den USA lange Vertreter der schwarzen Minderheit gezeichnet wurden. Und die hat umgehend die Post-Serie als eine Anhäufung von "rassistischen Klischees" kritisiert. Bürgerrechtler Jesse Jackson sieht gar den Frieden zwischen Schwarzen und Hispanics bedroht, so daß das Weiße Haus sich schließlich zu der Erklärung durchrang: "Solche Bilder haben keinen Platz in unserer Welt." Also geben fünf Briefmarken den Mexikanern endlich Gelegenheit, es den reichen "Gringos" im Norden heimzuzahlen. Die erste Auflage von 765 000 Exemplaren wurde längst abgesetzt. Staatspräsident Vincente Fox ließ es geschehen und freut sich über neue Popularitätspunkte.
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