Die Regierung Berlusconi hat kurz vor dem Ende ihrer Amtszeit per Dekret vom 12. Mai 2006 „normale“ Briefe abgeschafft. Ab dem 1. Juni 2006 wird es keine Briefmarken zu 45 Cent mehr geben. Stattdessen muss jeder Brief mit 60 Cent für die „posta prioritaria“ frankiert werden.
Das bedeutet eine Preissteigerung von 33 Prozent, wogegen die Verbraucherschützer protestieren. „Damit wird Italien eines der teuersten EU-Länder beim Minimaltarif für die Beförderung von Briefen. Wir Verbraucherschützer fordern den neuen Postminister auf, dieses Dekret sofort zurück zu nehmen“, schreibt die Verbaucherzentrale Südtirol (VZS) in einer Stellungnahme.
Bekanntlich habe die italienische Post die Pflicht den Postdienst zu gewährleisten. Das bedeute, dass sie Briefe zu einem gewissen Grundtarif an jeden Ort Italiens befördern müsse. Der europäische Vergleich zeige, dass es überall in Europa einen Grundtarif gibt und dass dieser meist niedriger als der neue italienische Grundtarif sei. In Deutschland und Österreich zahle man 0,55 Euro, in Frankreich 0,53 Euro. In Spanien koste ein Standardbrief sogar nur 0,29 Euro.
Die italienische Post begründet die Abschaffung des Normalbriefes mit fehlender Nachfrage. Paola Francesconi, VZS-Beraterin und Mitglied der Schlichtungskommission von Poste Italiane widerspricht entschieden: „Ganze zehn Millionen Korrespondenzsendungen werden in Italien täglich verschickt“, so die Verbraucherberaterin. „Die Tatsache, dass auch immer mehr Post mit ‚posta prioritaria’ verschickt wird, hat einzig mit der Langsamkeit der Normalpost zu tun“. Die jetzt angeordnete Abschaffung der Normalpost werde nicht nur die Bilanz der Familienhaushalte belasten, sondern auch jene von Firmen und Vereinen, fürchtet man in der VZS. Zudem habe Landolfi weitere Teuerungen eingeleitet hat: So sollen Briefe ins Ausland und die Einschreibebriefe teurer werden.
"Wir richten deshalb einen Appell an den neuen Postminister Gentiloni, das Dekret zurückzunehmen und den Normalbrief wieder einzuführen", fordert die VZS. Außerdem seien auch die Südtiroler Parlamentarier aufgefordert, sich für dieses Anliegen stark und die ungerechtfertigten Erhöhungen rückgängig zu machen, fordert die VZS.
Die Verbraucherschützer fordern aber auch die Bürger auf, sich selbst an den Minister zu wenden (paolo.gentiloni@comunicazioni.it) oder die Parlamentarier direkt zu kontaktieren ( oder ).
ZitatQuelle / Artikel: http://www.stol.it/nachrichten/ar…=da&ArtID=77518