Drei Ausstellungen im Rathaus und im Stadtmuseum Wendlingen ergänzen das 54. Vinzenzifest und vermitteln Bilder des Egerlandes
WENDLINGEN. Drei Ausstellungen, die auf jeweils ganz eigene Art und Weise auf die Geschichte der Egerländer aufmerksam machen, begleiten in diesem Jahr das traditionelle Vinzenzifest. Im Stadtmuseum zeigt Gunter Wolf „Europäische Trachten auf Briefmarken und Werbestempel“. Im Foyer des Rathauses der Stadt machen zwei Foto-Ausstellungen mit dem Egerland vertraut. „Die verschwundenen Dörfer“ heißt die Ausstellung von Dr. Wolf-Dieter Hamperl. Und Richard Sulko, Vorsitzender des „Bund der Deutschen – Landschaft Egerland“, seit vielen Jahren Gast beim Vinzenzifest in Wendlingen, zeigt Bilder „Dau bin i daham“.
Am Samstag um 15 Uhr wird die Ausstellung im Stadtmuseum eröffnet. Bis zum 11. September wird dort im Obergeschoss die Ausstellung „Europäische Trachten auf Briefmarken und Werbestempel“ gezeigt. Der Ursprung der Ausstellung geht auf das Jahr 1963 zurück. Die Egerländer Gmoi beantragte einen Werbestempel zum 12. Vinzenzifest. Gleichzeitig wurden beim Vinzenzifest die ersten Sonderbriefe mit Werbestempel angeboten. Der Erfolg war riesig und aus den Anfängen wurde eine schöne Tradition, die dann abrupt endete, als die Bundespost 2001 ihre Briefzentren einrichtete und eine Abstempelung der Sonderbriefe beim Wendlinger Postamt nicht mehr möglich war. Bis dahin wurden auf diesen Briefen viele Szenen aus dem Brauchtum des Egerlandes abgebildet. In der Ausstellung im Stadtmuseum sind zwölf Werbestempel mit der jeweiligen Entwurfsvorlage und den dazugehörigen Sonderbriefen zu sehen.
Trachten auf winzigen Briefmarken
Ergänzt werden diese Exponate der Egerländer Gmoi mit einer Motivsammlung „Europäische Trachten auf Briefmarken“, die Gunter Wolf von der Egerländer Gmoi Wendlingen mit viel Ausdauer und Sachkenntnis zusammengetragen und für die Ausstellung vorbereitet hat. Erstaunliche Funde hat Wolf bei diesem Bemühen gemacht und am Ende rund 180 verschiedene Briefmarken mit Trachtenmotiven aus zehn europäischen Ländern zusammengetragen. Die Vielfältigkeit und die unterschiedliche Gestaltung der Briefmarken durch die einzelnen Postverwaltungen sind einen Besuch wert. Geöffnet ist das Stadtmuseum donnerstags von 16 bis 18 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.
Im Rathaus der Stadt Wendlingen werden bereits am Freitag zwei Ausstellungen mit ganz unterschiedlichen Fotografien gezeigt. Die Eröffnung dieser beiden Foto-Ausstellungen findet am Freitagabend um 18 Uhr im Rathaus statt.
Verfall und Zerstörung
„Die verschwundenen Dörfer“ ist der Titel, den Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Vorsitzender des Heimatvereins Tachau, in Anlehnung an ein Buch gleichen Titels gewählt hat. Wo früher Dorfleben blühte, ist heute oft fast gar nichts mehr zu sehen. Im Laufe der vielen Jahrzehnte seit der Vertreibung der Egerländer sind über tausend Orte von der Bildfläche verschwunden. Entweder, weil das tschechische Militär die Häuser als Übungsobjekte benutzte und am Ende einriss, oder aber, weil niemand sich um deren Bestand kümmerte, sie in sich zusammenbrachen. Betroffen davon ist auch der einstige Kreis Tachau. Hermannsreith, Paulusbrunn, Goldbach, Neulosimthal und Reichenthal sind einige dieser Grenzorte zu Bayern, die untergegangen sind.
Die Ausstellung dokumentiert den Verfall und die Zerstörung der heute nicht mehr existierenden Ortschaften. Der Ausstellungsmacher schreibt dazu: „Dass es zu dieser ,Kulturkatastrophe‘ kam, liegt in zwei Faktoren begründet: Zum einen in der Vertreibung der Sudetendeutschen aus ihren böhmischen Siedlungsgebieten, zum andern aber auch in der Errichtung des Eisernen Vorhangs zwischen Ost und West.“ Dass die Ortschaften weniger wurden, zeigt ein Vergleich der Einwohner. Lebten im ehemaligen Kreis Tachau im Mai 1939 knapp 51 000 Bewohner, waren es im Juli 1993 etwas weniger als die Hälfte. Gezeigt werden im Rathaus zu dieser Problematik in erster Linie alte Fotos und Postkarten, die Dr. Wolf-Dieter Hampel zusammengetragen hat. Entstanden ist ein „Spiegelbild der alten Heimat“.
„Dau bin i daham“
Fotografien, die Richard Sulko zum Vinzenzifest mit nach Wendlingen bringt, sind aktuelle Bilder einer Heimat. Sulko, seit vielen Jahren mit seiner Familie Gast beim Vinzenzifest der Egerländer in Wendlingen, ist 1960 im tschechischen Pilsen geboren. Seine Kindheit und Jugendzeit verbrachte er bei seiner deutschen Uroma am Plachtin. Gemeinsam mit den Freunden erforschte er in seiner Jugend die Heimat und lernte so die Schönheit der Landschaft kennen und lieben. Diese Liebe und Heimatverbundenheit prägen Richard Sulko bis heute.
Richard Sulko identifiziert sich mit der Geschichte seiner deutschen Vorfahren und ist ein aktives Mitglied der deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik. Er ist Vorsitzender des „Bund der Deutschen – Landsmannschaft Egerland“ und zweiter Vizepräsident der „Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien“.
Im Wendlinger Rathaus zeigt er ab Freitag zahlreiche Landschaftsaufnahmen aus dem östlichen Egerland, die fast alle im Jahr 2003 bei „Entspannungsspaziergängen mit der Kamera“ entstanden sind. Eine Besonderheit sind dabei die Bildbeschreibungen in Tschechisch und in Egerländer Mundart.
Im Bild ein Sonderbrief, der zum Vinzenzifest im Jahr 1994 herausgegeben wurde und wie sie jetzt in einer Sonderausstellung im Stadtmuseum Wendlingen ab kommenden Samstag gezeigt werden.
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