Sein Name steht für die unermüdliche Suche nach Gerechtigkeit: Simon Wiesenthal recherchierte und enttarnte über die Jahrzehnte rund 1.100 Nazi-Verbrecher. Kraft dafür schöpfte der Wiener Architekt und Schriftsteller auch aus seinem Hobby: der Philatelie. Seine große Sammlung wird am 27. September 2006 in Wiesbaden versteigert.
Simon Wiesenthal starb am 20. September 2005 in Wien im Alter von 96 Jahren. Nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Mauthausen im Mai 1945 machte sich Wiesenthal die "Suche nach Gerechtigkeit für Millionen unschuldig Ermordete" zu seiner Lebensaufgabe. So wurde er für viele zu einem nachsetzenden, unbequemen Rechercheur, der weltweit Spuren aus der Zeit des Nationalsozialismus verfolgte, um die Täter einem juristischen Verfahren zuführen zu können.
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Fand Entspannung in der Philatelie: Simon Wiesenthal.
Wiesenthal sah in seiner Tätigkeit die Pflicht, als Zeitzeuge und Überlebender des Holocaust vor dem Vergessen und einer Wiederholung der Geschichte zu warnen. Denn die Shoa habe nicht mit Massenmord und Gaskammern begonnen, sondern mit der Demontage von Demokratie und Menschenrechten.
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Zur Wiesenthal-Sammlung gehören auch zahlreiche "Schwarzer Einser" aus Bayern (MiNr. 1) von 1849.
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Kompletter Schalterbogen der Briefmarke "Hitler hinter Gittern": Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden alte Postwertzeichen des Deutschen Reiches in Graz mit einem Aufdruck versehen, um sie weiter verwenden zu können (heutiger Wert: ca. 4.000 Euro).
Infolge seiner Erlebnisse während der Nazi-Diktatur litt Simon Wiesenthal unter Schlafstörungen. Sein Arzt riet ihm, sich ein anspruchsvolles aber entspannendes Hobby zu suchen. So begann er bereits in den 1950er Jahren sich mit Briefmarken zu beschäftigen. Über die Jahrzehnte entstand eine große Sammlung. Den Schwerpunkt seiner Kollektion legte er auf die Briefmarken der Länder, die mit seiner Heimat Galizien politisch und historisch in Verbindung standen. Galizien, das heute im westlichen Polen und in der östlichen Ukraine liegt, wechselte mehrfach die staatliche Zugehörigkeit. So stand Galizien früher unter russischer und österreich-ungarischer Herrschaft. Wiesenthal dokumentierte diese wechselnden politischen Ordnungen durch Postwertzeichen, Poststempel und Belege. Zudem interessierte er sich auch für philatelistische Besonderheiten aus aller Welt.
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Eine philatelistische Kostbarkeit aus Ungarn: Das innere Motiv der Briefmarke wurde versehentlich Kopf stehend gedruckt. Nur wenige Exemplare dieser fehlerhaften "Patrona Hungariae" gelangten in den Umlauf.
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Ein Schmuckstück der Sammlung: Dieser verzierte Umschlag trägt die erste Briefmarkenausgabe Österreichs von 1850.
Am 27. September 2006 wird die Sammlung Wiesenthals vom Auktionshaus Köhler in Wiesbaden versteigert. Die Sammlung wurde in 191 Auktionslose aufgeteilt. Insgesamt wird eine Zuschlagssumme von etwa 500.000 Euro erwartet.
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