Russland Postzensur 1914 - 1917
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Heute zeige ich den Zensurstempel Typ 6 von Armeeeinheiten: Geprüft Militärzensur - 2. Reserve-Infantriebataillon - Nr. 1. sowie dem daneben gesetzten Stempel 2. Res. Inf.-Bat. - ...... Fähnrichschule. Den linken Teil des Stempels kann ich leider nicht lesen. Der Inhalt datiert den Brief auf den 13. September 1915.
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Hallo Russland Postzensur Freunde,

auch von mir zwischendrin einmal wieder ein großes Kompliment für Euere akribische Forschungsarbeit
Ich weiß, was dies bedeutet
, ich spreche aus Erfahrung, nur vom anderen Ufer !Macht weiter so, interessierte Sammler, wie ich, werden immer mitlesen und begeistert sein

Sammlergrüße von
Wolle
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Dank an Wolle. Das eine Menge Interessierter mitlesen, sieht man auch an den Likes. Komplimente und Likes animieren dazu, weiter zu machen. Es ist nicht nur eine Mühe, sondern macht ja auch Spaß. Und das ist letztendlich die Hauptsache.
Bei der Zensur aus Kasan gehe ich von einem Stempel aus, da das Kästchen mit den Initialen hier parallel und mittig zum großen sitzt.
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Du liegst richtig mit deiner Vermutung!
Eine russ. Bildpostkarte des Klosters in Tschistopol/Kasan mit der Zensur nach Speeckaert Typ 9 und Typ 18. Der (die) Stempel wurden zweimal aufgedrückt, die Verschiebung ist identisch - also ein Stempel!
Bei Zeiten mache ich dir mal eine Aufstellung der Typen in Verbindung mit den Initialen Stempeln. Da gibt es reichlich.
Hier noch ein Exemplar der Verbindung zwischen dem unbekannten Typ und dem Initial S.O.L. allerdings 7 Monate später aus 9.17
Es gibt sie aber auch einzeln - zumindest teilweise.
Auf der russischen Ganzsache ist was los...es wird ein russ. Kriegsgefangener in einem dt. Lager gesucht. Zu unserem Thema sind die russischen Zensuren von Interesse,
Der Typ 7, hier aus 9.15 und nicht erst ab 6.16 und ein Initialen Stempel M.G.W. der nicht gelistet ist. Die einzelnen kommen allem Anschein nach in 1915 vor, die "Kombi-Stempel" ab Mitte 1916.
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Der Ort ist Poretsche/Grodno und liegt unweit östlich von Grodno an der Eisenbahn Grodno-Wilna.
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Auch aus 1914 ist diese Karte aus Orgiew. Sie ist ebenfalls mit einem D.Z.-Stempel, hier in schwarz eher ungewöhnlich, versehen. Den Stempel hat Speeckaert ebenfalls nicht gelistet. Eine Zuordnung ist schwierig. Speeckaert hat aus Orgiew keinen Stempel verzeichnet. Laut einem Artikel von A. Epstein gab es dort aber eine Zensurstelle. Der nächst größere Ort ist am sonsten Kischinew. Aber auch andere Orte wären natürlich denkbar.
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Kriegsgefangenenkorrespondenz eines Oberleutnants auf russischer amtlicher Postkarte des Post und Telegraphendistriktes Kasan. Geschrieben in Simbirsk im Juli 1915. Der Zensurstempel ist mit diesem Zensor (S.P. Schabelski) nicht abgebildet sowie der Verwendungszeitraum erweitert. Speeckaert verweist auf Richter der in den Germania Berichten wohl die ersten Beschreibungen zum Thema russische Zensur des 1. Weltkriegs verfasst hat.
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Etwa ein halbes Jahr nach den Zensurstempeln mit Initialen der Prüfer wurden sie ausgetauscht. Nunmehr sind Nummern, die für Außenstehende Anonymität vermittelten im Umlauf.
Russischer Kriegsgefangenenvordruck herausgegeben von der Moskauer Hauptpostverwaltung 1915, aus Simbirsk mit Typ 4 nach Speeckaert (Nr. 20 statt Initial). Geschrieben von einem reichsdeutschen Arzt der im örtlichen Spital tätig war an seine Eltern in Saarunion - zwei Orte rechts und links der Saar die unter deutscher Herrschaft ab 1871 zusammengefasst wurden.
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Und hier wiederum die Variante mit dem ersten Wort "Вскрыто"= geöffnet anstatt wie vorher gezeigt "Просмотрено" = geprüft. Diesmal mit der Nr. 20 und keinem Prüfernamen.
Russ. Postkarte aus Simbirsk mit Typ 6 in schwarz (Speeckaert unbekannt). Da durch die Nummer anonymisiert wurden zusätzlich Stempel mit Kürzeln des Prüfers abgeschlagen - hier "B.N.M" (Typ 12).
Da sich die reichsdeutsche Führung ihrer Untertanen in den Randgebieten - hier Elsass nie gänzlich sicher war wurden diese Sendungen vor Ort überprüft. "Kriegsgefangenensendung Geprüft, Strassburg".
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Es wird immer schwerer, neue Ware zu bekommen. Mir fehlende Stempel werden entweder gar nicht oder nur schlechter Qualität angeboten. Zum Glück springt anhei64 mit guten Beiträgen und schönen Belegen ein. Ich kann nun zwei neue Stücke zeigen, vier weitere sind im Zulauf.
Postkarte des 12. Feldpostamtes mit nur teils leserlichen Rot-Kreuz-Stempel nach Fellin. Bei der Ankunft wurde die Karte geprüft und mit dem Speeckaert Typ 4 versehen.
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Je mehr man hat, desto schwieriger ist es wirklich Neues zu finden. Sind halt Seltenheiten, sonst hätte sie jeder.
Von Simbirsk habe ich nun genug gezeigt, auch wenn dies noch nicht erschöpfend ist. In Ufa hat sich ein Prüfer mit Namen "Ignatjew" besonders verewigt. Insgesamt hat Speeckaert 3 unterschiedliche Stempel mit seinen Initialen gelistet. Hier ein vierter unbekannter der mit dem Typ 1 aus Januar 1915 der erste bekannte aus Ufa ist.
Amtliche russische Postkarte aus dem Post- und Telegraphenbezirk Samara, geschrieben in Ufa im Januar 1915 mit Dreizeilen-Stempel "Geprüft Militär Zensur Rittmeister Ignatjew". Über Wien (GZNB) nach Pardubitz/Böhmen.
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Wie schon erwähnt, sind es nicht nur Raritäten, sondern es fehlen mir auch eine Menge anderer Stücke, die Speeckaert gar nicht so hoch bewertet. Jedoch sollte die Qualität stimmen. Schließlich möchte ich ja erkennen, um welchen Stempel es sich handelt und nicht nur raten.
Bei folgendem seltenen Stempel ist die Qualität noch ganz okay. Bei großen Stempeln ist es sowieso sehr schwer, perfekte Abschläge zu bekommen.
Das Einschreiben ist aus Юрьевскiй Заводъ (Yuryevsky Zavod). Ist das die ДЮМО / DJuMO (Metallurgische Gesellschaft Donezk-Jurjew) oder ein Teil davon? Ich konnte nichts anderes finden.
Aufgegeben wurde der Brief am 31.8. 1916. Weitergeleitet wurde er dann nach Debalzewo und dort geöffnet. Hier war der Prüfer offensichtlich nicht in der Lage, den Brief zu lesen. Der nach Paris gerichtete Brief ist vorderseitig in russisch und französisch geschrieben, der Inhalt vermutlich in französisch. Daher schlug der Prüfer den Stempel Typ 2 ab. Wörtlich übersetzt: GEÖFFNET MILITÄRZENSUR IN DEBALZEWO - WEITERGELEITET AN DIE GLEICHE IN MOSKAU - Militärzensor .......... . Zu dem signierte der Prüfer ordnungsgemäß.
In Moskau wurde der Brief dann erneut geprüft und hier der Typ 10 verwendet, ehe er nach Frankreich weitergeleitet wurde.
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Jurjewskij-Sawod ist ein Ort (vermutlich seinerzeit aus einer Eisenhütte bzw. Bergwerk hervorgegangen) und liegt im Kreis Slawjanosserbsk im Governement Jekaterinoslaw. Das selbe Gebiet welches heute strittig und umkämpft zwischen Ukraine und Russland ist. Diese Region ist als Industriegebiet Bachmut bekannt. Slawjanosserbsk liegt unweit westlich von Lugansk und wiederum 40 Kilometer östlich von Debalzewo.
Russischer Vordruck für Kriegsgefangene mit Ortsangabe "Jurjewski Zawod". Unspektakulär zensuriert in Petrograd Typ 24 mit üblichem runden Sortierstempel, Nr.12 nach Istrien, seinerzeit noch KuK Monarchie.
Rückseite - dem russischen Zensor missfiel ausgenscheinlich eine Passage im Text - er schwärzte sie nicht sondern kratzte sie aus. In Wien bei den Prüfern des GZNB fiel dies auf und um nicht selbst in Verdacht zu geraten vermerkten sie "Im Auslande gestrichen". Natürlich gibt es auch Belege die durch die Zensurstelle in Wien zensuriert wurden.
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Nach der ersten Revolution in Russland im Februar 1917 (der Zar musste abdanken) kam eine bürgerliche Regierung an die Macht. Die neuen Machthaber waren politisch gesehen, nach Örtlichkeit "bunt" gefärbt - von durchaus gemäßigten, heute würde man sagen demokratischen Kräften, Menschewiken, Bolschewiken bis hin zu Sozialrevolutionären. Aus der Hauptstadt Wjatka im gleichnamigen Gouvernement ist mir ein interessanter Stempel bekannt geworden der die politischen bzw. gesellschaftlichen Umwälzungen dokumentiert.
Ungarischer Kriegsgefangenenvordruck in Ungarn im Juni 1917 geschrieben, an einen KGF in Chwalynsk/Saratow. In Budapest über die dortige Zensurstelle (schwarzer Kreisstempel) und Petrograd Typ 24 über die Zensur Wjatka an den Empfänger.
Dieser Stempel liest sich wörtlich wie folgt - "Geprüft Zensur bei Wjatka Gouvernement Kollege Plenbeschentschew". Am auffälligsten ist das Fehlen des Wortes Militär in Verbindung mit Kollege/Kollegium. Im Speeckaert ist er nicht verzeichnet.
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