Jubiläum Seit einem Jahrhundert widmet man sich im Briefmarken- und Münzsammler-Verein Bamberg e.V. ausgesuchten Postwertzeichen und der Numismatik. Am 24. September gibt der Verein zum Geburtstag einen Sonder-Poststempel heraus.
Bamberg - Jeder Mensch braucht eine wahre Leidenschaft. Für viele ist das Sammeln das Lieblingshobby oder gar die Passion ihres Lebens. Und wer den „Sammler-Trieb“ in sich spürt, fängt meist schon ganz früh an. So ging es auch Franz Ullmann, der als Vierjähriger eine ganz besondere Briefmarke geschenkt bekam. Seine Mutter hatte einen Brief aus Australien bekommen, und oben rechts klebte eine Marke mit einem Koalabären. „Die hat mir so gut gefallen, dass ich mehr davon haben wollte“, erinnert sich der 53-Jährige heute. Seit mittlerweile über drei Jahrzehnten ist er nun Mitglied im Briefmarken- und Münzsammlerverein Bamberg e.V. und bekleidet den Posten des Kassiers.
In der Schule wurde getauscht
Sein „Interessens-Genosse“ Klaus Höchstetter, seines Zeichens Erster Vorsitzender des Vereins, hat auch als Kind mit dem Sammeln von gezackten Papierstückchen angefangen. „Mit sieben Jahren ging es los. In der Schule hat man dann getauscht.“ Ein großer Vorteil dieses Hobbys war, dass es nicht viel kostete. „Die Eltern hatten ja nicht unbedingt das Geld, ihr Kind in den Sport- oder Musikverein zu schicken. Und an Briefmarken kam man immer heran“, erklärt der 62-Jährige. Später sattelte er auf Münzen um, musste diese Passion aber beenden, als er sein Geschäft aufbaute – Klaus Höchstetter verkauft schöne, historische Dinge, von denen ein Sammler nicht genug bekommt: Hummel-Figuren, alte Postkarten, Münzen natürlich, historisches Spielzeug, Orden und vieles mehr. „Man muss Geschäft und Privates trennen“, ist er überzeugt, „sonst kommt man ständig in Versuchung, schöne Exemplare, für die eigene Sammlung haben zu wollen.“ Aber er ist überzeugt: „Wenn ich das Geschäft aufgebe, dann fange ich auch wieder an zu sammeln!“ Doch auch wenn er nicht aktiv sammelt, engagiert er sich leidenschaftlich im Briefmarken- und Münzsammler-Verein Bamberg. Der feiert heuer sein einhundertjähriges Bestehen, obwohl man der Korrektheit halber schon den 101. Geburtstag feiern müsste. „Das kommt daher, dass der Verein am 10. November 1905 ins Bamberger Vereinsregister eingetragen wurde“, erklärt Höchstetter. „Das war so spät im Jahr, dass die Gründung in das nächste Jahr gerutscht ist. Wir haben 1956 unser 50. Jubiläum gehabt und das 100. dann in der Konsequenz in diesem Jahr feiern.“
Und der Verein stellt einiges auf die Beine: Momentan läuft eine Ausstellung im Sparkassen-Gebäude in der Lange Straße in Bamberg, die unter anderem die Feldpost-Belege des Ersten Weltkriegs der in Bamberg stationierten Kompanien und Regimenter, Schulen und anderen Einrichtungen der sechsten Armee, historische Sonderstempel und die ersten bayerischen Wappen-Marken in Pfennig-Währung von 1876/79.
Ein ganz spezieller Stempel
Und am 24. September gibt es für alle Philatelisten etwas ganz Besonderes: Der Verein lädt ein zu einem Großtauschtag in der Seehofhalle in Memmelsdorf. „Von 10 bis 14 Uhr baut die Post ein Sonderpostamt in der halle auf. Und jeder bekommt einen Sonderstempel, den wir zu unserer 100-Jahr-Feier in Auftrag gegeben haben. Diesen Stempel gibt es nur an diesem Tag“, kündigt Der Vorsitzende des Sammlervereins an. Außerdem wird eine Tombola veranstaltet, bei der Gutscheine für Philatelie- und Münz-Zubehör sowie unterschiedlichste Sachpreise gewonnen werden können. „Wir hoffen, mit diesen Aktivitäten auch junge Leute anzusprechen, erklärt Kassier Ullmann. Der Nachwuchs mache sich leider rar. „Briefmarkensammeln ist etwas aus der Mode gekommen, und die Jugendlichen haben heutzutage breit gefächerte Interessen.“ Dass sich aber auch Kinder für das Sammeln begeistern können, erlebten die beiden beim Bamberger Hola-Hoop-Fest im Sommer. „Da hatten wir einen kleinen Stand, wo sich Kinder Briefmarken aussuchen konnten. Das ist gut angekommen.“ Wenn dann jemand Lust auf Mehr bekommt, findet er im Verein fachkundige Hilfe zum Aufbau einer Sammlung und kann sich austauschen. „Wir haben umfassende Fachliteratur, über die man Interessantes erfahren und lernen kann.“ Denn das Briefmarkensammeln sei nicht nur „eine der schönsten Nebensachen der Welt“, sondern auch ein Wissens-Quell: „Ich glaube, die meisten berühmten Personen kenne ich von Briefmarken“, sagt Ullmann lachend. Beide betonen, wie wichtig es sei, zur eigenen Freude zu sammeln und Münzen, Karten und Marken nicht als Kapitalanlage zu sehen: „Das macht das Sammeln nämlich kaputt“, erklärt Höchstetter. „Man sammelt für sich und nicht für seine Erben. Die verhökern das Ganze am Ende.“ Er ist überzeugt, dass es immer Sammler geben wird, „denn das Sammeln ist im Menschen drin.“
Der Verein
Der Briefmarken- und Münzsammler-Verein Bamberg e.V. trifft sich jeden zweiten Montag im Monat um 19 Uhr im Lokal des Fußballvereins 1912 in der Armeestraße in Bamberg. Interessenten können sich bei Klaus Höchstetter unter der Telefonnummer 0951 / 53577 oder 63162 melden.
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Diesen Sonderstempel bekommen Besucher am 24. September anlässlich eines Großtauschtages in der Seehofhalle in Memmelsdorf.