Briefmarkensammler aus nah und fern trafen sich zum Großtauschtag / Tiermotive sind heiß begehrt
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Fleißig bestaunt, getauscht und verkauft wurde beim Großtauschtag der Briefmarkensammler im Erbenheimer Bürgerhaus.
WIESBADEN Welche Faszination kleine, bunte Bildchen mit gezackten Rahmen auf Sammler ausüben, zeigte sich wieder am Sonntag beim "Großtauschtag", den der Wiesbadener Briefmarken-Verein regelmäßig im Erbenheimer Bürgerhaus organisiert. Zweimal im Jahr können Philatelisten aus der näheren und weiteren Umgebung hier ihre Preziosen zeigen und tauschen, und davon wird reger Gebrauch gemacht. Schon am frühen Morgen sitzen Sammler über den Alben und Kästen und suchen die Marke, die in ihrer Sammlung noch fehlt.
Dabei sind nicht nur Briefmarken allein gefragt. Auch die Postkarten und Briefe, die in vergangenen Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten damit frankiert waren, faszinieren - auch Nicht-Philatelisten. Wie zum Beispiel ein Feldpostbrief aus dem Jahre 1917, der wohl nie seinen Adressaten erreichte. Denn er fiel der Zensur zum Opfer, wie ein handschriftlicher Vermerk auf der Rückseite bezeugt: "Mitteilungen über Fliegerangriffe verboten." Burkhard Magin aus Aachen hat dieses zeitgeschichtliche Dokument im Angebot, 48 Euro soll es kosten. Der Sammler hat zahlreiche Alben mit Briefen und Postkarten dabei. "Ich bin fast jedes Wochenende damit unterwegs", sagt Magin - Samstag war er in Esslingen, Sonntag eben in Wiesbaden. Hier sei er zum ersten Mal dabei, und es gefiele ihm gut.
Stammgäste sind bereits Johannes und Magdalena Bischof aus Erfurt. Sie haben eine umfangreiche Kollektion mit DDR-Marken auf ihrem Tisch, aber auch Exotisches wie prächtige Marken mit viel Gold und in ganz außergewöhnlichen Formen aus Sierra Leone. "Wir sammeln rund um die Welt", sagt Magdalena Bischof. Aber nicht alles wird dann von ihnen wieder auf solchen Börsen angeboten. "Meine Kamel-Marken-Sammlung behalte ich nur für mich", schmunzelt die Erfurterin.
Tiermotive sind bei vielen heiß begehrt, sagt Veranstaltungsleiter Peter Heck vom gastgebenden Verein. Aber auch Ländersammlungen gebe es, und manche sammelten auch bevorzugt Stempel, Behördenbriefe - den Themen sind keinerlei Grenzen gesetzt. Auch für Zeithistoriker seien hier interessante Funde zu machen, schließlich erzählt jeder Brief eine Geschichte - auch wenn sie nicht immer vollständig rekonstruierbar ist. Warum schickte wohl im Jahre 1963 das Standesamt der Stadt Coburg einen Brief an die Abteilung für Strahlentherapie der Uni-Klinik Erlangen? Nur das Kuvert ist erhalten und für einen Euro hier zu haben.
Thomas Lippert hat ein Schnäppchen gemacht: Er hat eine seltene Marke aus dem Ersten Weltkrieg ganz günstig erworben. "Diese Marke konnte nur zwischen dem 1. Oktober und dem 11. November 1918 benutzt werden, ist also etwas ganz Seltenes", freut sich der Wiesbadener Sammler. Zeitgeschichtlich muss man also gut Bescheid wissen, und das mache das Hobby gerade so interessant, sagt Peter Heck, der mit seinem Verein auch um Nachwuchs wirbt. Zweimal im Monat gebe es regelmäßige Treffen, und auch die Jugendarbeit solle wieder angekurbelt werden, wünscht sich der Fachmann.
Interessenten können sich bei Peter Heck unter der Telefonnummer 0 67 23 / 73 66 melden; weitere Infos gibt es auf der Website des Vereins:
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