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Briefmarkentauschbörse und -ausstellung im Uhlandbau – Mit Lupe und Pinzette auf der Suche nach Fehlern
Mühlacker – Hans Jürgen Krause hat über 1800 Gemälde – darunter einige Rembrandts. Reich ist er aber nicht. Lennart Jenett hat im Alter von sieben Jahren schon den Fußball-EM-Pokal gewonnen, nachdem er sich gegen seinen Bruder durchgesetzt hat. Ob Kulturgut, Sporttrophäe, Feuerwehr-Historie oder Städtepartnerschaft – hinter Briefmarken verbergen sich viele Geschichten, wie die Briefmarkentauschbörse und -ausstellung des Briefmarkenvereins Mühlacker-Ötisheim im Uhlandbau gezeigt hat.
VON ISABEL HANSEN
Munter geht es zwischen dem zwölfjährigen Alexander Jenett und seinem siebenjährigem Bruder Lennart aus Enzberg zu. Sie durchforsten die „Wühlkiste“ am Jugendtisch. Gerade hat sich der siebenjährige Lennart gegen seinen großen Bruder durchgesetzt und ein Motiv mit dem EM-Pokal ergattert. Beim Thema Fußball kommen sich die beiden Brüder schon einmal in die Quere. Meist geht es allerdings friedlich zu. „Ich suche Flugzeuge, Tiere und Pflanzen“, erklärt Alexander. Lennart dagegen konzentriert sich auf Autos. „Der Wert der Marke ist für keinen ausschlaggebend. „Sie müssen uns gefallen“, zählt nur der persönliche Geschmack.
Ruhig und konzentriert geht es an den anderen Tischen zu. Die Briefmarkenalben stapeln sich. Immer wieder bleibt ein Besucher stehen, bekommt vom Besitzer die Erlaubnis, vorsichtig die Seiten umzublättern, in denen sich – gut geschützt hinter Folie – die Sammlerstücke verbergen. Lupe und Pinzette liegen bereit, um zu kontrollieren, ob die Marken in einwandfreiem Zustand sind. „Bei gestempeltem Marken muss der Stempel vollständig und gut lesbar sein. Bei ungestempelten würde ein Fingerabdruck auf der Rückseite den Wert schon mindern“, erklärt Hans Weigand, Vorsitzender des Briefmarkenvereins Mühlacker-Ötisheim. Immer wieder wird im Michel-Katalog, der „Bibel“ der Sammler mit Preisinformationen nachgeschlagen und verglichen. Was fehlt noch? Wie teuer darf es sein?
„Gemälde-Marken kaufe ich, wenn mir ein Motiv gefällt. Meine BRD-Sammlung von 1949 bis heute soll vollständig werden – inklusive aller Sonder-, Jubiläums- und Weihnachtsmarken. Das ist dann echte Philatelie“, erklärt Hans Jürgen Krause. Heute hat er ein Mission: 13 Katalog-Nummern hat er auf seinem Zettel stehen, sechs davon sind um 11 Uhr bereits durchgestrichen. „Ein erfolgreicher Tag“, freut sich der Senior, dass er seinem Ziel einer kompletten Deutschland-Serie ein weiteres Stück näher gekommen ist.
Neben seinen 1800 Kunstwerken im Miniaturformat besitzt Krause rund 2500 BRD-Marken. „Ich sammle schon von Kindesbeinen an“, erzählt er. Geduld und Ausdauer zahlen sich bei Briefmarkensammlern allerdings nur selten materiell aus: „Was ich reingesteckt habe, würde ich nicht rausbekommen. Deswegen ist es ja ein Hobby.“
Chinesen kaufen Marken aus ihrem Land zurück
Es gibt Ausnahmen. Hans Weiland, Vorsitzender des Briefmarkenvereins, hat mit seinem Faible für China und Japan Glück gehabt. „Vor 20 Jahren habe ich für einen Block mit zwölf Marken aus der Mao-Zeit weniger als 35 Mark bezahlt. Laut Katalog kosten die heute um 10000 Euro. Immer mehr Chinesen kaufen Briefmarken aus ihren Land zurück.“ Angebot und Nachfrage bestimmen auch hier den Wert.
„Keine fertigen Ausgaben von der Post kaufen, sondern nach eigenen Ideen und Fachgebieten sammeln“, lautet sein Tipp für Sammler. Stellt Weiland Motivblätter zusammen, taucht er auch fachlich in die jeweilige Materie ein. „In das Thema Kristalle habe ich mich eingelesen und sieben Bücher zu Hause. Auf den ersten beiden Blättern bin ich auf die Entstehungsgeschichte der Kristalle eingegangen. Dann habe ich die Kristalle auf Blättern sinnvoll zusammengefasst.“ Manche Briefmarken-Alben können fast zu Lehrbüchern werden. Gerne würde er deswegen auch an die Schulen gehen, um Vorträge mit Hilfe von Briefmarken zu halten. „Briefmarken sind auch ein Stück Geschichte. Sie können viel über die Vergangenheit erzählen und sie illustrieren“, findet er.
Seit 1932 hat es in Mühlacker zwölf Sonderstempel zu besonderen Anlässen gegeben. Auch die Städtepartnerschaft mit Bassano wurde schon postalisch gewürdigt. Beim Blick über die Grenze in die Partnerstadt wird Weiland manchmal ein bisschen neidisch. „Bei Aktionen wie Sonderstempeln müssen die Italiener sich mit weniger Bürokratie und Vorschriften auseinandersetzen. Da wird vieles einfach gemacht. Die Briefmarkensammler in Bassano haben auch eine starke Jugendgruppe. Unserem Verein fehlt der Nachwuchs“, bedauert er.
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