Die Post erhöht ihr Briefporto und erschwert zugleich das nötige Nachfrankieren
Dr. Joachim Maute ist ein gewissenhafter Mensch. Das muss er, schon von Berufs wegen. Maute ist Internist.
Mit seiner Geschäftspost nimmt es der 61-Jährige ebenfalls sehr genau. Alles soll rasch und zuverlässig erledigt werden. „Es ist eine Selbstverständlichkeit gegenüber Patienten und Firmen“, sagt der Arzt. Deshalb bringen die Sprechstundenhilfen seiner Steglitzer Praxis zweimal am Tag die anfallende Post weg. Damit keine Zeit vertan wird, hat er seit Jahren ein Briefmarken-Abonnement, für das er im Monat rund 1900 Euro bezahlt. Deshalb hat er jetzt ein Problem.
Denn die Post stellt ab dem 1. Januar 2006 ihre Preise um. Ein Großbrief zum Beispiel muss dann mit einer Marke für 1,45 Euro frankiert werden statt wie bisher mit 1,44 Euro. Wie üblich bekommt Maute monatlich unter anderem 500 Briefmarken für Großbriefe. Der Arzt wollte rechtzeitig vorsorgen, um seine Briefe nachfrankieren zu können. Doch da hatte er die Rechnung ohne die Post gemacht: Die führt keine Ein-Cent-Marken, von denen man 500 Stück ordern könnte. „Die Abo-Stelle der Post in Weiden hat das Abonnement nicht auf die neuen Preise umgestellt“, sagt Maute. Obwohl er mehrmals darum gebeten habe. Und die Marken umzutauschen, teilte man ihm mit, das sei ganz und gar unmöglich.
Dafür riet eine Schalterangestellte in einer Steglitzer Postfiliale, sich die nötigen 500 Ein-Cent-Marken doch an einem Automaten auszudrucken. Das wiederum hat den Arzt etwas irritiert. „Das ist lächerlich, wenn man bedenkt, dass es etwa fünf Sekunden dauert, bis eine einzige Marke ausgedruckt ist.“ Umtausch der Marken unmöglich, heißt es auch in der Postniederlassung Berlin. Und: „Wir haben im Oktober unsere Großkunden darüber informiert, dass sich zum Jahreswechsel die Preise ändern“, sagt Sprecherin Barbara Scheil. Stimmt nicht, sagt der Arzt. „Anfang Dezember kam eine Benachrichtigung, dass sich die Preise ändern. Von Beträgen stand nichts in dem Schreiben.“
Wenig später hat es sich die Postsprecherin doch noch einmal anders überlegt. Herr Maute müsse vielleicht doch nicht 500 Ein-Cent-Marken am Automaten ziehen, sagt Frau Scheil. „Wenn er umfangreiche Post hat, kann er damit direkt an den Schalter gehen.“ Dort werde dann alles wunschgemäß für ihn frankiert.
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