LEUTKIRCH - Der Briefmarken- und Münzen-Club Leutkirch-Allgäu feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Der Verein zählt derzeit 25 Mitglieder, die sich jeden zweiten Dienstag im Monat im Gasthaus Neue Welt treffen.
Ein sechseckiger, schwerer Holztisch ist der Mittelpunkt in Hans Günter Kuhlmanns Büro, Geschäftsführer des Vereins. Briefmarken liegen auf dem Tisch, unzählige Alben stehen in Hängeregalen. Darunter sind verschiedene Geräte, die zur Prüfung von Marken benötigt werden. Eine Phosphorlampe, ein Perfotronic, der die Zähne der Briefmarke zählt - gewöhnlich sind es auf zwei Zentimetern 14,5 Zähne, wobei sehr alte Marken an allen Seiten eine andere Zähnungen haben. Das Signoscope macht Wasserzeichen erkennbar und mit dem Stereomikroskop kann eine Marke bis ins hundertfache vergrößert werden. "Ich habe alle Geräte, die zur Prüfung von Marken benötigt werden", sagt Hans Günter Kuhlmann, der auch Sammlungen für den Verein prüft.
Erste Marke kommt 1840 raus
Die Anfänge der Philatelie reichen bis kurz nach der Ausgabe der ersten Briefmarke der Welt zurück. Dabei handelt es sich um die so genannte One Penny Black, die am 6. Mai 1840 in Großbritannien ausgegeben worden ist. Neun Jahre danach gab es auch in Deutschland die ersten Postwertzeichen. "Die Vorläufer der Briefmarke war der Thurn und Taxis'sche Stempel", sagt Kuhlmann, der seit seinem zehnten Lebensjahr Sammler ist. Während der Ausbildung zum Elektrotechniker, hat er aufgehört zu sammeln. Ende der 60er Jahre hat ihm dann ein Artikel in der "Schwäbischen Zeitung" zu neuer Sammelleidenschaft verholfen. In Regensburg waren damals zwei Koffer mit Marken zu verkaufen. "Das war dann die erste Grundlage für meinen Wiedereinstieg. In den zwei Koffern waren 300 brauchbare Briefmarken", sagt der 70-Jährige.
Die Faszination ist noch immer ungebrochen. "Es gibt Sammler, die sammeln wegen der Vollständigkeit. Dann gibt es Sammler, die befassen sich mit jeder Marke", weiß Kuhlmann. Seiner Meinung nach sollte sich jeder Sammler mit der Legende, dem Hintergrund der Marke beschäftigen. "Es gibt kein lehrreicheres Hobby als Philatelie, wenn man es ernsthaft betreibt", sagt der Geschäftsführer des Vereins. Auf den Briefmarken sollten auf dem Stempel Datum oder Ort erkennbar sein. "Am besten beides", sagt der Sammler. "Das ist ein Muss für die Philatelie". Noch besser sei eine alte Briefmarke mitsamt Umschlag und Brief. Das erhöhe den Wert, denn dann könne man den Ursprung der Marke zurückverfolgen und der Brief gebe Aufschluss über ehemalige Lebensverhältnisse.
Zu den teuersten Marken zählen nach wie vor die orangene Mauritius, gedruckt am 21. September 1847, mit einem Katalogwert von einer Million Euro, oder die dunkelblaue Mauritius mit einem Wert von 1,25 Millionen Euro. Das seien jedoch fiktive Werte, denn bei einer Auktion könne jede Marke um ein vielfaches des Katalogwertes versteigert werden, sagt Kuhlmann. Der Wert einer Marke hänge von der Qualität und von Angebot und Nachfrage ab.
Nachschlagwerk ist in Arbeit
Briefmarken sind früher in der Reichsdruckerei gedruckt worden und nach dem Krieg in drei Privatdruckereien. Heute werden die Postwertzeichen in der Bundesdruckerei, die inzwischen privatisiert ist, hergestellt.
Hans Günter Kuhlmann sammelt nicht nur Briefmarken, derzeit schreibt er an einem Nachschlagewerk für Sammler. Aufgeführt sind darin die verschiedenen Orte, die es teilweise heute so nicht mehr gibt, mit Legenden, Angaben der Erstausgaben und zu jeder Kategorie gibt es auch eine entsprechende Landkarte. Bis das Buch druckreif ist "dauert es noch eine Weile", sagt Kuhlmann. Außerdem erstellt er gerade mit seinem Sohn zusammen ein Computerprogramm, mit dem Sammler selbst die Farben der Marken prüfen können.
Die Feier zum 25-jährigen Bestehen des Vereins ist am 19. November in der Festhalle. Dabei gibt es eine Regionalmesse und auch Ausstellungen. Dazu möchten die Vereinsmitglieder an Schulen herantreten, um Schüler zu motivieren, Ausstellungstafeln zusammenzustellen. Die Marken dazu werden vom Verein zur Verfügung gestellt. Es soll auch einen Wettbewerb unter den Schüler geben.
Quelle / Artikel: