Festtag für Philatelisten
Als höchster Festtag aller Briefmarkenfreunde hat er in Deutschland eine lange Tradition – der "Tag der Briefmarke". Ein Tag, an dem verdiente Sammler geehrt werden und in der Öffentlichkeit für das Hobby Briefmarkensammeln geworben wird. Ehrensache, dass dieses besondere Ereignis in Deutschland regelmäßig auf Briefmarken gewürdigt wurde und wird.
Die aktuelle Briefmarke zum "Tag der Briefmarke" ist dem Thema "Kraftpost" gewidmet und erschien am 12. Mai 2005.
Die Idee wurde in Deutschland geboren. Die Premiere aber feierte man in Österreich. Der Österreichische Philatelistenverband veranstaltete vom 1. bis 3. Dezember 1935 in Wien mit großem Erfolg den ersten "Tag der Briefmarke" weltweit. Seitdem hat das Hobby von Millionen Menschen seinen würdigen Festtag.
Als Hans von Rudolphi vom Landesverband Berliner Philatelisten-Vereine e.V. am 4. August 1934 auf dem Bundestag der Deutschen Philatelisten in Danzig die Festtags-Idee vorstellte, war die Zustimmung groß. Am 17. August 1935 fiel in Mainz die Entscheidung, "zu Ehren des Geburtstages des Generalpostmeisters Heinrich von Stephan" jedes Jahr am 7. Januar, beziehungsweise am Sonntag danach, den Festtag zu begehen.
Die Briefmarke zeigt das Plakat, mit dem 1935 für die erste Ausstellung zum "Tag der Briefmarke" in Wien geworben wurde.Gesagt, getan. Der Aschaffenburger Briefmarken-Verein richtete vom 4. bis 7. Januar 1936 die erste Veranstaltung aus. Bereits am 4. Januar erschienen ein Sonderstempel und zwei Postkarten mit Eindruck von Drei- bzw. Sechspfennig-Wertzeichen der Dauerserie Hindenburg und dem Aufdruck "Tag der Briefmarke – 7. Januar 1936 Aschaffenburg".
Selbst in den Zeiten der Kriegswirren und des anschließenden Mangels feierten Philatelisten "ihren" Tag. Etwa im Jahr 1943 mit einer der bis heute schönsten Sonderausgaben. Sie zeigt, besonders kunstvoll gestaltet und wie bei den Marken zum Tag der Briefmarke recht häufig, ein Motiv der historischen Postbeförderung. Am 17. Januar 1946 erschienen in der sowjetischen Besatzungszone acht Ausgaben der so genannten Lokalausgaben Cottbus. Da Papier knapp war, behalf man sich mit dem Aufdruck "10.1.1946 Tag der Briefmarke" auf bereits zuvor erschienenen Postwertzeichen. Die im Vergleich zum Nennwert der Marken sehr hohen Zuschläge kamen dem deutschen Wiederaufbau zugute.
Formen der Postbeförderung durch die Luft, über Wasser oder über Land sind auf vielen Marken zum Tag der Briefmarke dokumentiert (von links: Bund Block 41, Bund MiNr. 1638, Bund MiNr. 1570, Deutsches Reich MiNr. 828).
Eine weitere Besonderheit zum Tag der Briefmarke erschien im Jahr 1955: Die Postorganisation des Saarlandes durchbrach erst- und einmalig die Regel, außer dem ersten Mann des Staates, dem Bundespräsidenten, keine lebenden Personen abzubilden: Die MiNr. 361 zeigt den damals aktiven Landbriefträger Mattias Balz aus Illingen/Saar.
Ebenso kurios wie die Marke ist ein spezieller Beleg dazu, von dem heute nur zwei Exemplare bekannt sind: Es handelt sich um nichts anderes als eine Speisekarte. Sie trägt neben der Briefmarke einen entsprechenden Sonderstempel und das Autogramm des Porträtierten. Ausgegeben wurde die Karte ausschließlich bei der Briefmarken-Präsentation am Erstausgabetag im Illinger Café Schirra.
Nur zwei Exemplare bekannt – der kuriose Ersttagsbeleg der Saar MiNr. 361.Selbstverständlich ließ man es sich auch im Osten Deutschlands nicht nehmen, das Hobby des Briefmarkensammelns an einem besonderen Tag zu feiern. So erschienen in der DDR seit 1949 regelmäßig themenbezogene Briefmarken. Darüber hinaus feierte der Philatelistenverband der DDR ab 1967 jährlich am dritten oder vierten Oktobersonntag den "Tag der Philatelisten".
Die Deutsche Bundespost gab von 1952 bis 1956 Sondermarken zum Tag der Briefmarke heraus. Von 1957 bis 1974 erschienen in der Bundesrepublik und von 1958 bis 1971 auch in Berlin keine diesbezüglichen Postwertzeichen. Am 21. September 1975 gab der westdeutsche Sammlerverband in der Berliner Kongresshalle dann den Auftakt zur alljährlichen, bundesweiten Aktion "Tag der Briefmarke". Als fester Termin wurde das letzte Wochenende im Oktober festgelegt. Parallel dazu startete auch wieder eine gleichnamige Sondermarkenserie, die das Bundesministerium der Finanzen im Jahr 2000 in "Für die Briefmarke" umbenannte. Die turnusmäßigen Zuschlagserlöse aus dem Verkauf ihrer Sondermarken kommen aber selbstverständlich nach wie vor nur der einen Sache zugute: der Förderung philatelistischer und posthistorischer Projekte.
Quelle: Deutsche Post