Kunst ist eine populäre Geldanlage. Doch im Nachhinein entpuppt sich manche vermeintlichen Antiquität als billige Nachahmung. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte vor dem Kauf einen Expertenrat einholen.
Der Kunstsachverständige Günter Westin in Berlin hob die Augenbrauen, als ein Kunde ihm eine Madonnenstatue zum Schätzen vorlegte. „Die habe ich in Paris bei einem kleinen Händler günstig gekauft“, sagte der Mann stolz. Ohne aufwendige Tests erkannte Westin sofort, dass die angeblich barocke Figur eine Fälschung war.
Kein Einzelfall. Die Zahl der Nachahmungen ist gestiegen. Fälscher beschränken sich längst nicht mehr nur auf Malerei und Skulpturen. Auch alte Bücher, Briefmarken und Münzen, Porzellan, Waffen, Möbel und Schmuck gehören zu ihrem „Repertoire“.
Schwierig ist für den Laien vor allem das Erkennen von falschen Antiquitäten. Als solche gelten Gegenstände, die älter als 100 Jahre sind. Je weniger Stücke aus einer Epoche vorhanden sind, desto höher liegt in der Regel ihr Preis. Bei Unikaten kann er mehrere Millionen Euro betragen. Besonders Bilder erreichen diese hohen Summen. Häufig liegt die Verkaufssumme weit über dem Schätzpreis.
Hohen Marktwert besitzen auch Porzellane bedeutender Manufakturen wie Meissen oder Limoges. Selbst Stücke mit eingebranntem Markenzeichen können aber eine jahrzehntealte Kopie sein.
Auf dem breiten Feld der Sammleraktivitäten sind auch Briefmarken populär, erzählt Carl-Heinz Schulz, Präsident des Verbandes der deutschen Briefmarkenfachhändler (APHV) in Köln. Helmut Oechsner vom Bund Philatelistischer Prüfer in Nürnberg empfiehlt Käufern daher, jede Marke mit mehr als 100 Euro Katalogwert prüfen zu lassen.
Weitgehende Sicherheit beim Kauf von Antiquitäten bieten hingegen große Verkaufsmessen. „Hier kann der Interessent sich umfassend informieren, Vergleiche ziehen und mit Händlern sprechen“, sagt Hermann Specht vom Bundesverband des deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels (BDKA). „Unabhängige Sachverständige prüfen die angebotenen Stücke auf ihre Echtheit und ihren Wert.“
Sichere Orte für den Erwerb von Antiquitäten sind auch die seriösen Versteigerungshäuser. „Im anonymen Kunsthandel ist hingegen äußerste Vorsicht geboten“, warnt Tilman Bassenge, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Kunstversteigerer (BDK) Berlin. Seriöse Auktionshäusern prüfen die Exponate genau auf „Faule Stücke“.
Sicherheit gibt auch die Mitgliedschaft eines Händlers in einem der großen Verbände. Neben dem BDKA fordert auch der Deutsche Kunsthandelsverband (DK) in Berlin (DK) von seinen Mitgliedern, dass sie eine mehrjährige professionelle und untadelige Tätigkeit im Kunsthandel nachweisen.
Schnäppchen auf Trödelmärkten hält Bassenge für unwahrscheinlich. „Wenn Händler glauben, bei einem Einkauf auf ein besonderes Stück gestoßen zu sein, lassen sie es schätzen und stellen es nicht für ein paar Euro auf ihren Verkaufstisch.“
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