Hallo,
Sondermarken sind ohne Frage kein existentieller Bedarf bei der Briefbeförderung. Aber kann man daraus schließen, daß sie gar keine Berechtigung haben? Soweit würde ich nicht gehen.
Ursprünglich waren Briefmarken nur als Quittung für die Bezahlung der Briefbeförderung gedacht. Schaut man sich die Gestalung dieser "Quittungen" an, so ist diese schon wesentlich aufwendiger als das, was man sonst so an Quittungen zu sehen bekommt. M.E. war es die Attraktivität dieser Gestaltung, die Briefmarken sammeln als Hobby förderte, wenn nicht sogar initiierte.
Markengestaltung und Ausgaben, die über den reinen Bedarf herausgingen gibt es schon fast so lange wie die Briefmarken selbst. Da es die Philatelie beinahe ebenso lange gibt, läßt sich sicherlich ein philatelistischer Einfluß auf die Ausgabepolitik der Postverwaltungen nicht leugnen.
Natürlich ist für einen Philatelisten der echte Bedarf im interessantesten. Aber wie sieht denn heutzutage ein echter Bedarfsbrief aus? Mit einem schmucklosen Adreßaufkleber? Sicherlich. Aber was ist mit der Enkelin, die für die Geburtstagskarte ihrer Oma einfach eine "schöne Marke" am Postschalter verlangt. Ist das kein Bedarf? Oder hat es nicht mit Briefbeförderung und Postgeschichte zu tun? Was ist mit dem Sammler, der seine Tauschsendung mit Sondermarken bestückt? Oder der Postverwaltung, die FDCs herausgibt? Bedarf vielleicht nicht, aber das Auge ißt ja auch mit. Sind diese Belege und deren Marken wertlos, nur weil es über den nackten Bedarf hinausgeht? Dann müßten Sammler ja auf Sendungen mit Labels oder AFS ganz wild sein. Oder aber, sie haben sich auf eine andere Zeitepoche beschränkt und klammern die aktuelle Postgeschichte aus.
Ich bin keinesfalls ein Freund der aktuellen Ausgabepolitik der Post, und habe daher auch kein Abo. Mag sein, daß Sondermarken oder Briefmarken überhaupt heute überflüssig sind. Aber warum nur heute? Klar gab es vor 20 Jahren keine Labels am Postschalter, aber man wäre auch ohne Marken ausgekommen, zumindest ohne Sondermarken. Also alles wertloses Altpapier?
Fragen über Fragen, die wohl nie übereinstimmend unter Sammlern geklärt werden können.
Ehrlich gesagt ist mir das auch völlig egal. Ich sammle vorwiegend gelaufene Belege und gestempelte Marken, und das sowohl von aktuellen Marken der Post als auch besonders von moderner Privatpost. All diese Marken dienten als Quittung für die Beförderung von Briefen, erfüllten also ihre ureigene Bestimmung. Das ist für mich entscheidend, nicht die Ausgabepolitik von Postverwaltungen. Attraktive Sondermarken sind dabei nicht entscheidend, aber eine nette Zugabe. Labels und AFS sind nicht mein Fall, ob nun Bedarf oder nicht.
Philatelie ist ein attraktives Hobby, weil man einfach viele Dinge nach seinen persönlichen Interessen gestalten kann. Deshalb sammle ich wie ich es möchte. Im Verein hat man mir oft genug gesagt, wie und was man zu sammeln hat. Naja, es war ein kurzes Vereinsleben
Ich denke, jeder Sammler sollte für sich selbst "Sammlungswürdiges" definieren. Dabei können Diskussionen mit anderen Sammlern eine Hilfe sein. Letztendlich trifft man aber selbst die Entscheidung, und das ist das Schöne an diesem Hobby.
db